WIE IM MITTELALTER
Nach der Löschung und dem Verbot mehrerer einflussreicher rechtsgerichteter Accounts in den USA scheint Twitter geneigt zu sein, auf seiner Plattform aufzuräumen. Die prominentesten Opfer des Angriffs auf Ü-18-Inhalte scheinen die Darsteller-freundlichen Plattformen ModelCentro und Clips4Sale zu sein. Die Konten der Unternehmen wurden zeitweilig gesperrt.
Während Trumps Krieg gegen die Wahrheit und gegen Pornografie fürs Erste vorbei zu sein scheint, ist der allgemeine Kampf gegen Erwachseneninhalte eine ständige Sorge der gesamten Sex- und Erotikbranche. Social-Media-Plattformen setzen derzeit alles daran, das Internet zu »säubern«, mit anderen Worten präventiv zu zensieren.
Clips4Sale und ModelCentro sind beides sehr wichtige Plattformen für Darsteller und Studios, die ihre Inhalte direkt an ihr eigenes Publikum verkaufen. Die Unternehmen sind in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, und für viele Sexarbeiterinnen, die während der Pandemie nicht arbeiten konnten, sind die Monetarisierungsplattformen eine wichtige, manchmal sogar zur Haupteinnahmequelle geworden. Es ist also definitiv ein schwerer Schlag für Darsteller, Studios und viele Sexarbeiter, wenn die Plattformen von den sozialen Medien gebannt oder gelöscht werden. Es trifft eine Gemeinschaft, die durch die Pandemie bereits unter Stress steht und oft nicht nur nicht arbeiten darf, sondern auch auch viel zu oft von staatlichen Hilfspaketen ausgeschlossen ist.
Viele Darstellerinnen und Sexarbeiterinnen fürchten nun, dass auch ihre eigenen Konten ins Visier genommen und ohne Vorwarnung gesperrt werden könnten.
ModelCentro kommentierte die zwischenzeitlich zurückgenommene Entscheidung von Twitter mit harschen Worten: »Wir sind unglaublich frustriert über die zunehmend willkürliche Entfernung von Inhalten für Erwachsene durch Twitter. Wir haben von Twitter überhaupt keine Nachricht erhalten. Sie haben uns weder gewarnt, noch haben sie uns einen Grund genannt, warum die Konten geschlossen wurden. Es gibt keine Möglichkeit, Einspruch zu erheben, die Konten neu zu starten oder auch nur zu wissen, was man dagegen tun kann.«
Ein Sprecher des Unternehmens fügte hinzu: »Unabhängig von der Plattform haben wir uns bei unseren Social-Media-Inhalten auf die Seite der Vorsicht begeben. Diese Konten wurden genutzt, um mit Models zu kommunizieren und ihre Arbeit zu fördern.«
Für ModelCentro ist klar, dass zwar das Unternehmen selbst von dem Schritt betroffen sein wird, die Hauptleidtragenden aber die Darsteller und Studios sind: »Diejenigen, die am meisten davon betroffen sind, sind diejenigen, die unsere Plattformen nutzen, um Geschäfte aufzubauen und mit Fans zu kommunizieren. Es ist nicht fair gegenüber unserer Branche und schon gar nicht gegenüber den Sexarbeiterinnen.«
Die APAG veröffentlichte auch eine Erklärung der Präsidentin der Gewerkschaft, Alana Evans: »Wir haben eine Zunahme der Account-Sperrungen festgestellt, da Darsteller uns bezüglich ihrer Löschungen kontaktiert haben. Wir arbeiten derzeit mit Amberly Rothfield zusammen, um diese Probleme zu identifizieren und ein Treffen mit den Twitter-Verantwortlichen zu organisieren, so wie wir es mit Instagram gemacht haben.«
Im Moment schlägt APAG vor, dass Darsteller sehr vorsichtig sein sollten, um nicht gegen die aktuellen Nutzungsbedingungen von Twitter zu verstoßen und alle Änderungen an diesen Bedingungen im Auge zu behalten. Andernfalls könnte es passieren, dass sie von heute auf morgen gesperrt oder gelöscht werden.
Evans fügte hinzu: »In dieser Zeit, in der Covid uns zu Hause hält, ist der Zugang zu den sozialen Medien eine Lebensader, zum einen eine Verbindung zu unseren Fans, zum anderen auch eine eigene Lobby. Von Twitter entfernt zu werden, kann nicht nur die Karriere zerstören, sondern auch der eigenen psychischen Gesundheit großen Schaden zufügen.«
Twitter selbst schweigt zu diesen Bedenken und antwortet auch nicht auf Anfragen von Medienunternehmen, die eine Klarstellung wünschen. Mit anderen Worten: Ein Unternehmen, das die Kommunikation erleichtern soll, schaltet die freie Meinungsäußerung ab, zensiert willkürlich und löscht teilweise jahrelange Arbeiten, von denen Twitter lange Zeit profitiert hat.
Quelle: www.venus-berlin.com