SONST NICHTS ZU TUN?

Ein Gericht in Amsterdam hat entschieden, dass die Tube-Website xHamster von allen Amateurmodellen in den Niederlanden, die in Videos auf der Seite zu sehen sind, die ausdrückliche Zustimmung einholen muss. Sollten andere Länder dem folgen, dürfte das Geschäftsmodell der Amateurplattform ins Wanken geraten.

Die in Zypern ansässige Website bekam eine dreiwöchige Frist gesetzt, um alle Videos mit Amateuraufnahmen von in den Niederlanden lebenden Personen zu entfernen, sofern sie nicht nachweisen kann, dass diese Personen ihre ausdrückliche Zustimmung gegeben haben. Amateuraufnahmen von Personen, die nicht in den Niederlanden leben, müssen innerhalb derselben drei Wochen in den Niederlanden unzugänglich gemacht werden, es sei denn, es kann eine ausdrückliche Erlaubnis nachgewiesen werden.

Das Bezirksgericht Amsterdam fällte das Urteil nach einer Beschwerde des örtlichen gemeinnützigen Expertenbüros für Online-Kindermissbrauch (EOKM). Das Urteil schafft einen Präzedenzfall für Plattformen mit Sitz außerhalb der Niederlande, deren Inhalte über das Internet abrufbar sind.

Laut dem niederländischen Gericht darf xHamster »nur dann weiterhin nicht-professionelle Nacktbilder veröffentlichen, wenn es die Erlaubnis aller auf dem Bild abgebildeten Personen ha«. Die Gruppe begrüßte die Entscheidung »als einen Sieg für die Rechte und die Privatsphäre der Opfer, deren Nacktbilder ohne nachweisbare Zustimmung veröffentlicht wurden«.

EOKM-Direktorin Arda Gerkens sagte: »Ich freue mich, dass das Gericht einmal mehr bestätigt hat, dass diese Art von Amateuraufnahmen nicht einfach online gestellt werden dürfen. Die Verbreitung von Nacktbildern auf diese Weise muss gestoppt werden, und alle Pornoseiten spielen dabei eine Rolle.«

Die Anwältin von EOKM, Hanna van Til, fügte hinzu: »Nach diesem Urteil können xHamster und andere Betreiber nicht länger wegschauen.« Ihr Kollege Otto Volgant begrüßte die Entscheidung als »ein historisches Urteil mit großen Konsequenzen für die gesamte Pornoindustrie« und forderte die Pornoindustrie auf, sich selbst zu regulieren und keine Videos mehr ohne erteilte Zustimmung der Beteiligten online anzubieten.«

Auf dem ersten Blick scheint das Urteil ausnahmslos positiv für Mitwirkende an pornografischen Produktionen. Allerdings kann es schwerwiegende Folgen für die freie Meinungsäußerung und Selbstentfaltung haben. Schließlich müssen alle Beteiligten sich nun mit ihren Klarnamen gegenüber Plattformen outen und verletzlich machen, deren Datenverarbeitung nicht immer sicher sein muss. Sich gegenüber Plattformen zu outen, bringt die Schwierigkeit mit sich, dass man aus Angst vor Datenlecks vielleicht lieber nicht mehr veröffentlicht oder sich der Gefahr des Doxxings ausgesetzt sieht.

Daher denken viele Branchenbeobachter, dass das Urteil im Kern auch eine weitere Untergrabung der freien Meinungsäußerung und ein weiterer Schritt bei der Vernichtung des freien Internets sein könnte.

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