JEDER HAT EINE VERGANGENHEIT
CARMEN RIVERA ist aus dem Fetischbereich nicht mehr wegzudenken. Ob als Domina, TV-Moderatorin, Fotomodel oder in eigenen Produktionen als Darstellerin, sie ist so vielseitig, wie die Szene selbst. 1999 wurde sie Penthouse Girl und 2017 veröffentlichte sie sogar ein eigenes Buch „Love is in the ass“. Mit ihren Fetishfilmen ist sie nicht mehr wegzudenken. Doch alles hatte irgendwo seinen harmlosen Anfang.
Wie ist Deine Schulzeit verlaufen in puncto Erotik?
Ich denke, nicht anders als bei anderen Kindern, die vom Ländle kommen und in einem 1000 Seelen-Ort aufwachsen um später nach der Grundschule in eine hessische Gesamtschule einer regionalen Klein-Stadt zu wechseln. Dank Dr. Sommer – Bravo hat man sich so durchs Leben gewurstelt ….. Aufklärung durch Eltern und Schule gab es eher nicht. Bzw. es war alles sehr prüde und man sprach zuhause nicht über solche Themen. Der Storch bringt die Kinder Prinzip …. völlig daneben, aber so war es eben. Aber auch heute noch geht die Gesellschaft immer noch sehr verklemmt mit dem Thema Sexualität um, wenn es sich um die EIGENE handelt! Das sind zumindest meine Beobachtungen in den letzten Jahren gewesen.
Bitte erzähl unseren Lesern, wie Du ins Erotikgeschäft gekommen bist.
Es war einmal……, ein Jahr, in dem sehr viel parallel in meinem Leben passierte. Ich glaube, dass war der Wendepunkt in meinem Leben in dem die Weichen gestellt wurden und mein berufliches Schicksal seine wahre Bestimmung fand. Zunächst war da diese eine Annonce in der regionalen Zeitung, die ich gelesen habe. Es wurde eine Synchronstimme gesucht für eine Hardcore Produktionsfirma in meiner Heimatstadt. Das war glaube ich so 1998. Damals wurde tatsächlich noch Geld investiert für eine aufwendige Synchronisation von Pornos. Heute fast undenkbar. Also habe ich spontan einfach mal angerufen, weil ich mir etwas nebenher verdienen wollte und wurde zum Kaffee eingeladen. Da ich ein Kaffee-Junky bin und mich dort von Anfang an sehr wohl gefühlt habe, es war eine familiäre Umgebung, bin ich geblieben und dadurch habe ich im Laufe der Zeit viele Leute kennengelernt hinter den Kulissen. Beispielsweise war ich auch eine der ersten Senderinnen bei Visit-X und habe dadurch meinen späteren Webmaster getroffen. Das Internet war geboren und ich bekam meine eigene Webseite www.carmenrivera.com von ihm gebastelt als Freundschaftsdienst. Was zunächst als Hobby begann wurde später zu meinem neuen Beruf. Das sprach sich schnell rum und irgendwann wurde ich von einer Produktionsfirma eingeladen für eine Moderationsrolle in einem Pornofilm mitzuwirken. Das einzige Ausschlusskriterum von mir war: Ich mache keinen Sex mit anderen. Das war OK und so gewann ich später auch die Aufmerksamkeit von Beate Uhse TV, die das Format übernommen haben, in einer FSK16 Version für ihren eigenen Sender auf SKY, wo man mich bis heute sehen kann. Es war auch die Zeit als Verona Feldbusch bekannt wurde mit der Sendung: Veronas Welt. Daraus wurde die Hardcore Version „Veronas SEX Welt“ und als später dieses Format von Beate Uhse TV On Air ging war der Medienskandal groß. Es gab eine Unterlassungsklage, dass der Name VERONA geändert werden musste und Beate Uhse höchstpersönlich rief im Büro des Privatsenders an, um sich für die größte PR seit 30 Jahren zu bedanken. Die Sendung läuft bis heute noch regelmäßig auf SKY auf dem Kanal von Beate Uhse TV.
Hast Du direkt als Domina angefangen?
Nein, auch das ist ein fließender Prozess gewesen. Zunächst probierte ich mich mit Bühnenshows aus, dann kamen zahlreiche öffentliche TV Auftritte dazu, Fetischfilmproduktionen von Internetbetreibern und private Wunschfilmaufträge, Jobs als Fetischmodel für Magazine z.B. für Marquis oder dem Starfotografen Tony Ward – Playboy USA, der Ex von Madonna.
Wann kam die Idee mit dem eigenen DVD Label?
Vor 20 Jahren entstand die spontane Idee von mir, Wunschfilme anzubieten. Daraus entwickelte sich sehr schnell der Gedanke, dass es nicht nur bei Wunschfilmen bleiben muss, denn das Feedback war großartig und der Terminkalender voll mit Drehterminen für Wunschfilmkandidaten, die auch selbst gerne mal eine Hauptrolle bei mir spielen wollten. Damals war vieles natürlich noch improvisiert und manchmal bin ich zum drehen sogar in den Wald gegangen, habe mir einen Ast vom Baum gebrochen um damit den Sklaven zu peitschen. *lacht herzhaft*. Was also zunächst als reines privates Projekt für jeden Einzelnen begonnen hatte, war irgendwann durch das enorme Feedback zu einer eigenen Marke geworden.
Hast Du damals Deine eigenen Fantasien verfilmt oder bist Du einem Trend gefolgt?
Beides. Ich habe mich inspirieren lassen von den Kunden, die mir ihre Drehbücher einreichten und habe meine eigene Note noch hinzugegeben. Denn ein Trend ist nicht immer gleichzusetzen mit Erfolg. Ein guter Film lebt immer von seinem Inhalt und den Persönlichkeiten, die darin spielen. Wenn man nur einem Trend folgen will, den man selbst gar nicht lebt, dann fehlt die Echtheit und das spürt auch der Fetischist, der sich den Film anschaut um sich darin wiederzufinden.
Wie viele Titel hast Du bis jetzt veröffentlicht?
Ich glaube, bei 400 Filmen in Spielfilmlänge habe ich aufgehört zu zählen. Da sind Fremdproduktionen, die ich im Laufe von zwei Jahrzehnten gedreht habe noch nicht mit eingerechnet. Es ist jedoch „wenig“ im Vergleich zu anderen Mainstream Produzenten. Ich decke lediglich einen kleinen Teil eines Genres ab, der als Randgruppe im Pornobereich gezählt wird. SM und speziell Weibliche Dominanz sind nach wie vor nicht wirklich in der Gesellschaft akzeptiert. Zu tief sind da noch die Denkweisen, dass ein Mann, der sich von einer Frau dominieren lässt, ein Waschlappen ist. So etwas wird öffentlich nicht diskutiert. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft hat tausend Jahre Leid und Unterdrückung erfahren. Da kann man nicht erwarten, dass durch ein paar SM Produktionen die Welt auf einmal tolerant und offen für das Thema sein wird. Aber das ist der Antrieb meines Schaffens. Ich sehe mich als „Botschafterin“ einer starken modernen Frau und die Anerkennung durch Frauen, die mir folgen und sich darin ausprobieren wollen sind immer eine große Motivation für mich weiterzumachen und noch viele weitere „lustige“ und „geile“ Filme zu drehen.
Du hast ein sehr amüsantes Buch geschrieben. War das aus einer Laune heraus?
Das Thema „Anal Sex“ ist eine sehr weitverbreitete sexuelle Spielform aber auch ein sehr unerforschtes Thema, da es sehr tabubelastet und voller Vorurteile ist. Jedenfalls wenn es darum geht, dass der Mann sich von einer Frau mit dem Dildo oder der Hand anal verwöhnen lässt. Es wird oft selbst von denjenigen, die es praktizieren und in der Gesellschaft sehr unter Beobachtung stehen, sei es durch Familie, Nachbarn, Freunde, Kirche immer noch als „Homosexualität“ kategorisiert. Mit meinem filmischen Wirken habe ich international, Dank Internet, Tabus gebrochen und so Menschen auf der ganzen Welt erreicht, die sich für das Thema interessieren, aber sich nie trauten, ganz gleich ob es alleinstehende Single Männer sind, verheiratete Paare, die ihrem Sexleben eine neue Qualität geben wollen oder auch Frauen, die einfach selbst Lust haben auf diese Art und Weise einen Mann im Bett mal zu dominieren. Deshalb sehe ich mich als Anal Aktivistin und eine Anal-Bibel „LOVE IS IN THE ASS“ – „ALLES FÜR´N ARSCH“ war nur eine Frage der Zeit.
Hast Du selbst noch unerfüllte Fantasien? Wenn ja, welche und warum?
Es sollte immer Raum bleiben für sexuelle Fantasien. Es gibt noch Vieles auszuprobieren. Dazu muss der richtige Partner aber auch offen sein, jetzt nicht falsch verstehen. Ich meine ausnahmslos mal nicht Anal. Viele Männer haben Angst vor starken Frauen. Ab einem gewissen Alter und mit den Erfahrungen im Leben wird eine Frau anspruchsvoller. Guter Sex gehört fest zu einer intakten Beziehung dazu. Und die Rollen mal zu tauschen kann auch sehr spannend sein. Ich lasse mich da aber nicht festlegen. Ein Dreier mit zwei Männern hatte ich noch nie und muss gestehen, irgendwie war das bereits in meinen Träumen vor vielen Jahren einmal vorgekommen. Vielleicht wird es mal Zeit auf die Suche zu gehen.*hahaha* aber im Moment bin ich mit dem „Gärtner“ auch ganz zufrieden. Er bewässert regelmäßig meine Pflanzen mit seinem Wasserschlauch.
Wie denkst Du über Deine eigene Zukunft?
Beginn – Fortschritt – Erfolg oder wie sagt ein altes Sprichwort: Erzähle Gott deine Pläne, wenn du ihn zum Lachen bringen willst.
Möchtest Du noch etwas loswerden?
It`s Time for a „Anal” Revolution! RIVERA
Mehr Infos:
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