EIN RÜCKBLICK

EIN LEBEN FÜR DEN FETISH

 

PETER CZERNICH lebt mit dem Fetish, er lebt für den Fetish. Kein anderer hat sich so für die Szene eingesetzt und tut dies auch weiterhin, wenn auch ohne das Flaggschiff MARQUIS zu leiten. Peter sagt „Danke“ und „Auf Wiedersehen“ und wir gratulieren erst einmal zu 25 Jahren MARQUIS. Oliver Williams sprach mit Peter Czernich.

 

Herzlichen Glückwunsch zu 25 Jahren Marquis.

Danke J

 

Was bedeutet das für Dich persönlich?

Eigentlich war ja bereits vor Jahren Schluss, als wir 2015 das Magazin und die Marke verkauften. Nun ergab es sich, dass ich noch eine letzte Ausgabe publiziert habe, sozusagen mein Schlussakkord. Es waren fantastische 25 Jahre voller Abenteuer, oft wie eine Achterbahnfahrt, aber nun ist definitiv für mich Schluss.

 

Kann man sagen Du hast alles richtig gemacht?

Ganz sicher nicht, das kann niemand von sich behaupten. Wir haben uns zum Beispiel manchmal mit den falschen Leuten eingelassen. Richtig war aber, seinen eigenen Neigungen zu folgen. Nur wenn man für etwas brennt, kann man es richtig gut machen und ist auch immer motiviert. Die Trennung von SM und Fetisch war auch eine richtige Entscheidung.

 

Was zeichnet das Magazin über die Jahre aus?

MARQUIS startete ja in den Sexshops; das ging gar nicht anders, weil ein Vertrieb im öffentlichen Pressehandel mit zu vielen Einschränkungen verbunden war. Mit der Zeit änderte sich das, und spätestens nach der „Ausgliederung“ härterer Inhalte in das Schwestermagazins HEAVY RUBBER wurde MARQUIS zum Medium für Mode, Kunst und Kreativität in der Fetischszene. Die Leistungsbreite dort ist heute enorm und kann es mit der Haute Couture aufnehmen. Designer, Models, Fotografen und Makeup-Künstler arbeiten auf sehr hohem Niveau und verdienen es in einer Printpublikation „verewigt“ zu werden. Hier hat MARQUIS eine absolute Alleinstellung.

 

Hat sich die Szene verändert in der Zeit?

Natürlich, alles fließt. Es wird immer kleinteiliger, immer mehr Labels teilen sich den Kuchen, immer mehr Partys finden statt, es gibt Hunderte von Fetischmodels, die nicht immer sehr professionell sind, jeder mit einer Kamera ist ein Fotograf.  Die Quantität hat manchmal die Qualität verdrängt, aber insgesamt ist ein hohes Niveau erreicht. Der technische Fortschritt bewirkt natürlich auch Veränderungen, weniger Print, mehr Internet, weniger DVD, mehr Streaming. Der Fortfall von Print und DVD hat aber die Verdienstmöglichkeiten für die Erzeuger der Contents so reduziert, dass nur noch wenig produziert wird. Andererseits ist das Netz voll von Amateurvideos und immer wieder weiterkopiertem Material. Immer mehr Leute sind von Lesern/Usern/Konsumenten zu Produzenten geworden. Viele Dominas wollen auch Model sein, viele Fetischfreunde kleben sich ihr eigenes Latexoutfit. Wenn die Freundin gut aussieht, gibt sie sich einen Modelnamen und läuft in den Shows der Designer auf den Events.

 

Hat sich die Leserschaft verändert in der Zeit?

Eigentlich nicht. Es sind immer noch Leute dabei, die schon vom ersten Heft Leser sind. Natürlich wachsen ständig neue Generationen heran, für die zum Beispiel unsere WHITE ROOM Filme aus den frühen Neunzigern eine Entdeckung sind – da waren sie noch gar nicht geboren! Die Faszination für die Urthemen des Fetischismus bleibt aber immer gleich: Korsetts, High Heels, glänzende Materialien.

 

Hat sich das Magazin und die Szene auch jüngerem Publikum zugewandt?

Die Szene ist sehr bunt, da ist und war schon immer alles dabei, von 18 bis 80 Jahren. Wie überall sind die „Aktiven“ oft die Jüngeren, meist Models, und die Konsumenten, also Käufer und Leser, die Älteren, die mehr Geld haben. Die Partyszene ist sehr jung, was auch damit zusammenhängt, dass die Jugend heute durch das Netz immer früher über alles informiert ist.

 

Warum stellst Du jetzt „Marquis“ erneut zur Disposition?

Weil es schade wäre, eine 25 Jahre alte Tradition einfach so sterben zu lassen und weil ich tatsächlich Möglichkeiten sehe, wie ein Heft für erotische Alternative Fashion auch heute noch als Printausgabe Erfolg haben kann. Und siehe da, es gibt gerade schon einen sehr ernsthaften und geeigneten Kandidaten.

 

Wir lassen uns überraschen und wünschen Peter Czernich alles Gute, der definitiv der Szene erhalten bleiben wird.

 

 

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