ALS HÄTTE MAN NICHT GENUG PROBLEME

Der Kreditkartenriese Mastercard schockiert die Erotikindustrie. Das Unternehmen beschloss, seine Anforderungen für alle Verkäufer von Erotikinhalten zu ändern. Ein Schritt, der Auswirkungen auf fast jeden in der Branche haben wird.

Einer der Eckpfeiler für die Erotikbranche im Internet ist nach wie vor die Zahlung per Kreditkarte. Da es im Grunde nur drei Unternehmen gibt, die Kreditkarten ausgeben (VISA, Mastercard und American Express), hat jede Änderung der Geschäftspolitik viele Auswirkungen auf jedes Mitglied der Branche.

Daher gibt es viele Leute, die sich besorgt die Haare raufen, nachdem in einem Blogbeitrag von Mastercard angekündigt wurde, dass das Unternehmen von nun an eine »klare, eindeutige und dokumentierte Zustimmung« für alle Inhalte für Erwachsene fordern wird. Dies beinhaltet eine Dokumentation des Alters und eine obligatorische Identitätsüberprüfung von jedem, der in nicht jugendfreien Inhalten auftritt.

Mastercard kommentiert antiseptisch

John Verdeschi ist ein hochrangiger Vertreter von Mastercard. Er sagte, dass alle Banken, die Mastercards verwenden, »bescheinigen müssen, dass der Verkäufer von nicht jugendfreien Inhalten über wirksame Kontrollen verfügt, um alle illegalen Inhalte zu überwachen, zu blockieren und, wenn nötig, zu entfernen«.

Darüber hinaus müssen Mastercard-Partnerbanken »sicherstellen, dass die Seiten über einen Überprüfungsprozess verfügen, bevor Inhalte veröffentlicht werden, sowie über ein System für Beschwerden, das illegale oder nicht einvernehmliche Aktivitäten innerhalb von sieben Werktagen bearbeitet.«

Bloomberg berichtete: »Das Zahlungsnetzwerk verlangt von den Banken auch, dass sie sicherstellen, dass die Seiten einen Einspruchsprozess haben, der es jedem, der in Videos oder Fotos für Erwachsene abgebildet ist, ermöglicht, die Entfernung der Inhalte zu verlangen.«

Adult Entertainment unter Generalverdacht?

Mastercard begründete seinen Schritt mit der anhaltenden Besorgnis über Menschenhandel mit sexuellem Hintergrund und Ausbeutung von Minderjährigen: »Diese zusätzlichen Anforderungen bauen auf jahrelanger Arbeit unserer Teams auf, die die Prozesse entwickelt, Industriestandards festgelegt und die heutige Grundlage geschaffen haben. Dazu gehören Beziehungen zu Strafverfolgungsbehörden und anderen Gruppen wie Interpol, Europol, den Nationalen und Internationalen Zentren für vermisste und ausgebeutete Kinder, der International Anti-Counterfeiting Coalition und dem Center for Safe Internet Pharmacies, um nur einige zu nennen.«

Branchenvertreter reagieren alarmiert

Larry Walters, der als Anwalt bereits mehrfach für die Erotikbranche tätig war, glaubt, dass die Entscheidung von Mastercard nur die erste von vielen neuen Anforderungen ist, die auf die Branche zukommen. Er erwartet, dass dies »die Welle der Zukunft« wird und warnt, dass alle Unternehmen der Erotikbranche »beginnen sollten, sich auf die Einhaltung der Vorschriften vorzubereiten oder zu einem Modell mit kostenlosen Seiten zu wechseln – oder möglicherweise auf Zahlungen mit Kryptowährungen umzusteigen.«

Seiner Meinung nach werden Tube-Sites am meisten davon betroffen sein, da sie den Inhalt oft nicht selbst produzieren und daher Probleme haben werden, die Dokumentation zu liefern. Er sagte: »Derzeit sind Seiten, die Uploads von Dritten hosten, im Allgemeinen nicht verpflichtet, gemäß Section 2257 Altersnachweise oder Model Releases zu führen. Daher sind alle bestehenden Inhalte auf diesen Seiten in Gefahr, es sei denn, die Betreiber können die erforderlichen Alters- und Einwilligungsdokumente beschaffen. Neue Uploads müssen ebenfalls von den Verifizierungsdokumenten unterstützt werden.«

Ein Game-Changer für alle?

Ein Kollege von Walters, Corey Silverstein, hält die neuen Regeln von Mastercard für »einen Game-Changer«. Er fügte hinzu: »Wenn Sie sich nicht an diese Regeln halten wollen, dann haben Sie immer noch die Möglichkeit, Mastercard nicht als eine Ihrer Zahlungsoptionen zu nutzen – trotzdem erwarte ich, dass die anderen großen Kreditkartenunternehmen nachziehen werden, und zwar bald.«

Silverstein weiter: »Es spielt keine Rolle, was genau man im Adult Entertainment-Bereich macht. Das Leben aller hat sich nun verändert. Egal, ob Sie eine Tube-Site, eine Clip-Site oder irgendeine andere Art von Webseite betreiben, die Uploads von Nutzern erlaubt oder Mastercard als Zahlungsoption akzeptiert, Ihr gesamtes Geschäftsmodell muss von Grund auf neu überprüft werden.«

Besonders kleine Anbieter und Tube-Seiten betroffen

Auch die Free Speech Coalition zeigt sich besorgt über die Entwicklungen. Mike Stabile, der Kommunikationsdirektor der FSC, sagte: »Die neuen Mastercard-Beschränkungen sind sowohl vage als auch spezifisch, und wir sind noch nicht sicher, wie oder auf wen sie angewendet werden. Es ist nicht einfach, ein mythisches ‚Internet für Erwachsene‘ von einem Internet für Nicht-Erwachsene zu trennen. Unsere Unternehmen und Content-Ersteller nutzen viele der gleichen Plattformen wie Mainstream-Unternehmen, um ihr Publikum zu erreichen.«

Er fügte hinzu: »Es gibt vieles, was wir noch nicht wissen, aber im Großen und Ganzen scheint dies das Wachstum kleiner, unabhängiger Produzenten zu behindern und das Pendel wieder in Richtung Studios und größere Plattformen ausschlagen zu lassen.« Er macht sich jedoch Sorgen, dass »dies das Potenzial hat, sich nachteilig auf Amateur- und nicht-kommerzielle Produzenten auszuwirken, egal ob sie auf Tube-Sites oder Reddit sind. Seit den Anfängen des Netzes sind sexuelle Gemeinschaften dank der Anonymität, die das Internet bietet, gediehen. Mastercard bestraft diese Gemeinschaften nun massiv.«

Wenn Sie die Ankündigung von Mastercard lesen wollen, klicken Sie hier.

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