UNRUHEN IN DEN USA
Nach dem Ausstieg der Familie Hefner scheint das verbliebene Playboy-Reich zum Spielball der Finanzinvestoren zu werden. Nun wurde bekannt, dass eine im Nasdaq gelistete chinesische Investorengruppe namens Mountain Crest erst mit Playboy Enterprises, Inc verschmolzen und dann in Playboy umbenannt werden soll. Auch die neue Struktur soll weiter an der Börse gelistet bleiben und weiterhin von Ben Kohn geführt werden, der das Unternehmen seit 2017 durch ungewisse Zeiten führt. Ob die Rückkehr an die Börse den Befreiungsschlag bringt?
Das am Nasdaq geführte Unternehmen Mountain Crest hat bekannt gegeben, dass es in einem knapp 400 Millionen Dollar schweren Deal mit Playboy Enterprises fusionieren wird, um dann unter dem Namen Playboy weiter an der Börse gehandelt zu werden. Das Börsenkürzel der bisher kaum in Erscheinung getretenen Investorengruppe ohne sonstige Geschäftstätigkeit soll dann zu PLBY wechseln.
Während die neuerliche Umstrukturierung der Holding für Außenstehende etwas kurios wirkt, steht die Weiterbeschäftigung von Ben Kohn als CEO der Playboy-Gruppe für eine gewisse Kontinuität und lässt auf eine von längere Hand geplante Aktion schließen, die dem Unternehmen neue Mittel zuführen soll.
Kohn beschreibt das als »sehr großen Tag« für sein Unternehmen, der es Playboy ermögliche mit frischem Kapital neue Produkte zu entwickeln. Er sagt: »Unsere Mission, eine Kultur zu schaffen, in der alle Menschen ihre Lust leben können, hat ihre Wurzel in unserer 67-jährigen Geschichte und sie führt uns zu einem klaren Fokus für unsere Geschäftstätigkeit und die Rolle, die wir im Leben der Menschen spielen, wir stellen Produkte, Dienstleistungen und Erfahrungen zur Verfügung, die einen Lifestyle der Lust erschaffen. Wir freuen uns auf die Zukunft von Playboy.«
Damit kehrt das Unternehmen nach Jahren der Krise und Umstrukturierungen im Schatten der Digitalisierung und drei Jahre nach dem Tod des Gründers sowie nach dem Ausstieg der Hefner-Erben an die Börse zurück. Etwas, das Hugh Hefner selbst 2012 noch skeptisch betrachtet haben muss, nahm er seine Firma in diesem Jahr doch wieder von der Börse, um sie als Familienunternehmen fortzuführen.
Vorgesehen ist, dass die bisherigen Playboy-Eigner 23,9 Millionen Aktion im Wert von 10 Dollar erhalten. Der Deal wirkt komplex und für Außenstehende undurchsichtig. Mountain Crest scheint als sogenannte Special Acquisition Company (SPAC) extra für dieses Vorhaben gegründet und an die Börse geführt worden zu sein, mit dem Ziel Playboy zu kaufen und sich dann umzubenennen. Dadurch werden die teils sehr aufwendigen Regelungen für bestehende Unternehmen umgangen, um ein IPO durchzuführen.
Das Wall Street Journal schreibt, dass die Einrichtung von SPACs für solche Vorhaben ein umstrittenes Werkzeug geworden ist, ein »zunehmend beliebter Weg, um an die Börse zu gehen, da die Coronavirus-Pandemie die traditionellen Märkte für Börsengänge durcheinander gebracht haben. Blank-check-Unternehmen stellen das traditionelle IPO-Modell auf den Kopf, da diese als Hülle an die Börse gehen, um große Mengen an Bargeld einzunehmen, wobei das einzige Ziel die Übernahme eines bestehenden Unternehmens ist. Die übernommene Firma übernimmt dann den Platz an der Börse, sobald der Deal abgeschlossen ist.«
Dies führte dazu, dass wie inzwischen bekannt wurde, die Kanzlei Weiss Law LLP gegen das Konstrukt vorgehen will. Die Kanzlei ließ eine Presseerklärung veröffentlichen und sucht nach Aktionären von Mountain Crest, die mit dem Vorhaben unzufrieden sind: WeissLaw untersucht, ob MCACs Vorstand im besten Interesse der MCAC-Aktionäre gehandelt hat, als dieser auf die vorgeschlagene Transaktion eingegangen ist, ob der Vorstand vollständig über die Bewertung von Playboy informiert wurde und ob die Informationen über die Bewertung der Transaktion vollständig öffentlich gemacht wird.
Der Vorstand von Mountain Crest, die chinesischen Investoren Suying Liu und Dong Liu geben sich einstweilen zuversichtlich und erfreut über den Deal. »Playboy ist eine einmalige und attraktive Investitionsgelegenheit als eine der größten und bekanntesten Marken der Welt mit nachgewiesener Kundenaffinität und enormem Wachstumspotenzial in seinen vier Produktsegmenten und in neuen und bestehenden Märkten.«
Playboys CEO Kohn verweist im Hinblick auf seine chinesischen Partner auch auf die starke Präsenz der Marke in China. Textilien mit dem Hasenlogo sind laut Kohn in über 2500 Einzelhandelsgeschäften und über 1000 Onlineshops präsent. Insgesamt ist das weltberühmte Logo auf Produkten in 180 Ländern zu sehen. Das eigentliche Playboy-Magazin gehört zumindest in den USA nicht mehr dazu. Das Magazin wurde 2020 nach fast 70 Jahren eingestellt.