GOOGLE UND DIE LESBEN

Bis vor kurzem war es so, dass französische Nutzer bei der Eingabe des Wortes »lesbienne« in der Suchmaske von Google vorwiegend pornografische Suchergebnisse angeboten bekamen. Ein Phänomen, das bei Wörtern wie »schwul« oder »trans« nicht aufgetreten ist.

Die normative Kraft von Suchmaschinenergebnissen sind seit längerem ein Problem für Suchmaschinenbetreiber. Einerseits wollen sie ihren Kunden natürlich das zeigen, was die Benutzer am wahrscheinlichsten suchen, wenn sie mit bestimmten Begriffen ihre Suche beginnen. Andererseits hat es Sprache aber nun mal so an sich, das Wörter immer mehrere Bedeutungen haben. Außerdem kann das Suchinteresse der Menschen sehr unterschiedlich sein. Wie versorgt man also den Mainstream, ohne zig andere Interessen hinter einem Begriff zu verprellen oder vom Ziel wegzuführen?

Für manche Begriffe greift Google daher in den normalerweise ablaufenden Algorithmus ein und lenkt seine Besucher zunächst zu informierenden Seiten und Worterläuterungen. Diese Vorgehensweise wird umso wichtiger, wenn es um gesellschaftspolitisch oder sozial-relevante Begriffe geht.

Google Frankreich und das Wort »Lesbienne«

In Frankreich aber hatte man wohl einige Begriffe übersehen und damit viele Nutzer gegen das Unternehmen aufgebracht. Die Suche nach »lesbienne« führte Nutzer hauptsächlich zu pornografischen Angeboten, während Suchen nach »gay« oder »trans« primär zu informativen Seiten lenkten. Auch führten Suchen bei anderen Begriffen aus dem Kontextfeld Homosexualität verlässlich zu LGBTQ-Themen, und Google zeigte während des Gay Pride Monats den hauseigenen Banner an. Bei dem Wort »lesbienne« wurde das offenbar vergessen.

Aktivisten vermuteten diskriminierende Absichten und verwiesen auf die normative, Wirklichkeit mitgestaltende Kraft des Faktischen. Wer beim Suchwort »lesbienne« immer nur pornografische Darstellungen findet, assoziiert das Wort anders als andere Begriffe. Darin liegt notwendigerweise ein Problem.

Insbesondere der Twitter-Account @SEO_lesbienne und die französische Nachrichtenseite Numerama machten auf das Problem aufmerksam. Das Versäumnis war aber offenbar ein spezifisches Versehen bei Google Frankreich. Auf Englisch existierte die Auslassung nämlich nicht.

Eingriffe in den Algorithmus

Numerama wollte das Problem zum Anlass nehmen, grundsätzlich genauer darauf zu achten, wie lenkend und damit Fakten schaffend, Suchergebnisse des Quasi-Monopolisten Google  im Effekt sein können. Das Nachrichtenportal ist überzeugt, dass das Problem »enorme soziale Konsequenzen« nach sich ziehe.

Der Kontakt zu Google gestaltete sich allerdings erfreulich unkompliziert. Schnell hatte die Newssite mit dem Google VP für die Qualitätssicherung der Suchmaschinenergebnisse, Pandu Nayak, zu tun. Dieser erkannte das Problem sofort und handelte.

In einem kurzen Statement sagt Nayak dazu: »Wir sind uns bewusst, dass solche Probleme in vielen Sprachen und unterschiedlichen Suchkontexten existieren. Wir haben Algorithmen entwickelt, die die Suche nach solchen Problemen eins nach dem anderen angehen.«

Schließlich betreffe das Problem auch noch geläufigere Worte wie »Girl« oder »Teen«. Laut Nayak wolle man sicherstellen, dass bei Wörtern, die pornografische Konnotationen haben können, künftig informative Quellen in den Suchergebnissen bevorzugt behandelt werden.

Das Vorgehen birgt allerdings auch eine Gefahr einer ungewollten Überreaktion. Schließlich könnte es im Ergebnis dazu führen, dass pornografische Ergebnisse insgesamt benachteiligt werden. Eine schwierige Balance, die ein so zentrales Unternehmen wie Google kaum dauerhaft meistern kann.

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