FUCK THE SYSTEM

Nachdem Rodrigo Duterte, der umstrittene Präsident der Philippinen, sein Land mit eiserner Hand und gnadenloser Staatsgewalt von Drogen und Kriminalität zu befreien sucht, werden nun auch die Gesetze gegen Pornografie ausgeweitet. Mehrere Boulevardzeitungen des Landes sollen bei Veröffentlichung von erotischen Beiträgen und Nacktfotos als pornografische Schriften behandelt werden. Dies käme vermutlich einem Verbot der Zeitungen gleich. Die Opposition ist empört.

Was in Deutschland jahrelang die Bild-Girls und in Großbritannien die Page 3-Nackedeis waren, ist auch in Philippinen ein beliebter Trick für Boulevardzeitungen, um die Auflage anzukurbeln. Zahlreiche Tabloids des Landes, in dem Pornografie streng verboten ist, veröffentlichen Nacktfotos. Nun aber will die philippinische Regierung diese Praxis verbieten.

Ein Gesetzesvorhaben soll dafür sorgen, dass die Abbildungen als Pornografie eingestuft und als solche behandelt werden. Precious Hipolito Castelo ist Abgeordnete aus Quezon und hat das Gesetzesvorhaben unter der Nummer 4773 vorangetrieben. Demnach sollen »Boulevardzeitungen mit sexuellen Geschichten und Bildern als pornografisch oder jugendgefährdend eingestuft werden, wodurch sie nur für Erwachsene zugänglich wären.«

Pornografie jedenfalls ist zwar verboten, doch die Bürger des Landes lassen sich natürlich nicht davon abhalten, sie dennoch zu konsumieren. Die 105 Millionen Einwohner bilden Schätzungen zufolge den zehntgrößten Absatzmarkt für Pornografie weltweit. Bereits 2006 sollen die Umsätze der Branche bei einer Milliarde Dollar gelegen haben. Nun also sollen auch Nacktfotos in Massenmedien verboten werden.

Boulevardzeitungen sollen nichts Erotisches mehr veröffentlichen

Castelo sagt dazu: »Schmutzige Tabloids sollten genauso reguliert werden [wie Pornografie], um die moralische Integrität unserer Kinder zu bewahren.« Doch auch für Erwachsene  ist Pornografie in den Philippinen verboten, was dem Vorhaben die Kritik einbrachte, dass das eigentliche Ziel eine Einschränkung der Pressefreiheit sei.

Um diese ist es ohnehin nicht gut bestellt auf den Philippinen. Das Land rangiert regelmäßig im unteren Drittel im Index für Pressefreiheit. Mehrere Journalisten sind in der Ausübung ihrer Arbeit getötet worden. Geht es also eigentlich darum, unbequeme Stimmen im Land zum Schweigen zu bringen?

Öffentliche Gesundheit oder Zensur?

Castelo weist diese Kritik weit von sich. Aus ihrer Sicht sind sexuell stimulierende Darstellungen verantwortlich für die steigende Zahl von Teenager-Schwangerschaften und HIV-Infektionen im Land. Belege für einen Zusammenhang bleibt sie allerdings schuldig.

Die Kämpfer für freie Meinungsäußerung kritisieren das Vorhaben daher scharf. Danilo Arao ist Professor an einer der Universitäten des Landes. Er sagt: »Gesetzesvorhaben 4733 könnte die Grundlage für mediale Zensur bereiten, ohne dass der Begriff bemüht werden müsste.« Schließlich seien nicht nur Bilder, sondern sogar »sexuelle Geschichten« in dem Gesetzesentwurf erwähnt. Eine solch vage Formulierung öffne willkürlicher Zensur Tür und Tor.

 

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